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Am letzten Sonntag war es nun endlich soweit und der Saisonhöhepunkt mit der Ironman 70.3 WM in Taupo, Neuseeland, fand statt. Meine Vorbereitung lief sehr gut, aber ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich an Leistung und Platzierung an dem Tag erwarten konnte. Am Vortag konnte ich mir schon viel Motivation beim Zuschauen des Frauenrennens und Anfeuern von Jessi holen. Der Wettkampftag startete recht früh, da wir noch rund 1 Stunde von unserer Unterkunft bis zum Wettkampfgelände fahren mussten. Nachdem ich meine Verpflegung am Rad angebracht hatte, ging ich Richtung Schwimmstart, um mir den Start der Profi Männer anzuschauen, da es bis zu meinem Start dann noch eine Stunde hin war. Der Wind wehte etwas über den Lake Taupo und ich stellte mich schon auf ein welliges Schwimmen ein. Da ich rund 30 Minuten vor meinem Start in der Voraufstellung stehen wollte, um dann beim rollenden Start meiner AK-Startwelle weit vorne ins Wasser zu gehen, ging dann alles recht flott mit Einlaufen, Erwärmung und Neo anziehen. Ich versuchte mich im Vorstartbereich dann noch ein wenig locker zu machen, jedoch war die Anspannung glaube ich schon recht hoch, auch wenn es sich nicht direkt so anfühlte.

Als es dann quasi in die Aufstellung in die Startkanäle ging, wollte ich ganz links stehen, da hier der direkte Weg zur ersten Boje war und ich schnell meine Ruhe hätte. Ich stand dann vielleicht an 7. Stelle meiner Startwelle und endlich ging es für die ersten Athleten los. Als ich dann dran war, wurde nochmal kurz nach oben gewinkt, damit die Supporter in einiger Entfernung wussten, das ich jetzt dran bin und dann ging es auch schon los. Der See ist wirklich schön klar und ich fand schnell in einen schönen langen Zug. Ich merkte auch recht schnell, dass wohl der Wind etwas nachgelassen hatte, da ich keine Wellen spürte. Ich fand es teilweise für mich eine Herausforderung bei der noch recht tief stehenden Sonne die nächste Boje zu finden, aber ich glaube meine Linie war überwiegend richtig.

Ich konnte nach und nach ein paar vor mir gestartete Athleten einholen und schwamm dann auch auf die Athleten der Startwelle vor uns auf. Sonst verlief das Schwimmen ohne große Besonderheiten und ich verließ letztlich mit der 6. Schwimmzeit der Altersklasse den See. Nach dem Schwimmen ging es erstmal steil den Berg hoch und hier lief ich kontrolliert hoch und versuchte dann auf den weiteren Metern das Tempo zu erhöhen. Im Wechselgarten fand ich dann schnell meinen Beutel, hatte aber ein paar kleine Probleme mit dem Neo an den Knöcheln, da durch den sehr langen Laufweg kaum mehr Wasser drin war. Dann ging es schnell durch den riesigen Wechselgarten und mit dem Rad auf die Strecke.

Diese führte aus dem Ort heraus direkt bergan und ich versuchte mich direkt an die abgestimmten Vorgaben von Trainer Ben zu halten. Ich überholte fast die ganze Zeit Athleten aus den zuvor gestarteten Wellen und wurde nur von wenigen überholt. Auf den kurzen bergab Stücken ging ich immer mit etwas mehr Druck rein, um das Maximum an Schwung mitzunehmen. Das funktionierte auch ganz gut und so kam ich über den Höhenmeter lastigen ersten Teil der Radstrecke. Ich hatte auch so langsam meinen Rhythmus gefunden und versuchte immer soviel Geschwindigkeit mitzunehmen wie nur möglich war. Meine Verpflegung klappte auch wie geplant und ich konnte an den ersten beiden Verpflegungsstellen noch ein bisschen Wasser trinken und nachfüllen.

Der Plan war, dass ich auf dem Weg zurück Richtung Stadt im Gegenwind noch genug Körner habe. Als dann kurz nach der Hälfte ein paar Athleten an mir vorbei fuhren, entschied ich mich das Tempo mitzugehen. Zu dem Zeitpunkt war ich mir unsicher, ob das zu früh war und ich es am Ende bezahlen würde, aber ich wollte nicht wieder einfach nur so mein Tempo fahren und dann ggf. auf dem Rad zuviel Zeit verlieren. Das klappte auch bis KM 69 ganz gut, doch dann waren sie an der einen Welle einfach weg. Ich versuchte dann wieder direkt in meinen Rhythmus zu kommen und bis auf den Berg vor Taupo den Druck hochzuhalten. Es ging die letzten 5 km der Radstrecke berab zurück in den Ort und hier behielt ich den Druck weiterhin bei, um nicht durch „reinrollen“ weiter Zeit zu verlieren. Ich konnte dadurch beispielsweise eine kleine Lücke zu einem Athleten reißen, mit dem ich ab KM 30 gemeinsam unterwegs war. Wie sich dann im Ziel herausstellte, der vielleicht entscheidende Punkt. Ich merkte auf dem letzten Teil der Radstrecke jedoch deutlich, dass ich viel investiert hatte und wusste, dass es dann wohl ein sehr anstrengender Lauf werden wird. Mit der 25. Radzeit meiner Altersklasse stieg ich dann als 12. vom Rad. Der zweite Wechsel funktionierte dann recht gut und ich konnte direkt ein paar Plätze gutmachen. Die ersten Schritte liefen dann auch ganz flüssig, da es etwas bergab ging.

Als es aber nach der einen Wende nach 2 km wieder bergan ging, merkte ich schon wie schwer meine Beine waren und ich konnte das Anfangstempo nicht mehr halten. Ich bekam dann auch die Info, dass es um mich herum sehr knapp war mit den Platzierungen und ich versuchte einfach konstant weiterzulaufen und mich ausreichend zu verpflegen. Als ich dann fast 10 km weg hatte, bekam ich die Info, dass Platz 5 beispielsweise nur 10 Sekunden entfernt war. Das gab mir weiter Motivation jedoch wurden die Beine immer schwerer und ich musste mich immer mehr quälen das Tempo beizubehalten. Ich bekam weiter die Info, dass es immer noch so knapp ist, aber ich kam an Platz 5 einfach nicht heran. Ich merkte mit jedem Schritt, dass ich näher an meine Grenze komme und freute mich über jede Motivation an der Strecke.

Auf dem Rückweg vom letzten Wendepunkt musste man nochmal über einen Berg und diesen kroch ich diesmal förmlich hoch. Ich wollte einfach nur noch ins Ziel, da ich so langsam merkte, dass der Körper an seiner Grenze war, muskulär und hitzetechnisch. Ich versuchte dann auf den bergab Stücken wieder einen schnelleren Schritt aufzunehmen und wollte zum Ziel hin die Geschwindigkeit immer weiter erhöhen. Natürlich abhängig davon, was noch vom Körper und Kopf her ging. Glücklicherweise stand 1 km vorm Ziel nochmal Peter und gab mir die letzten Zwischenzeiten durch. Es waren trotz das ich dachte, viel langsamer zu sein, weiterhin nur 15 Sekunden zu Platz 5. Ich wusste also, jetzt gilt alles oder nichts und ich lief den nächsten Kilometer so schnell wie den gesamten bisherigen Lauf nicht. Das Ende der Laufstrecke ging dann jedoch wieder bergan und ich kämpfte um jeden Schritt, da ich merkte, dass ich kurz vorm Überhitzen stand und mein Körper nicht mehr konnte. Ich rannte quasi mit letzter Kraft über die Ziellinie und wusste natürlich noch nicht, ob es letztlich für Platz 5 gereicht hat. Ich suchte mir gleich nach der Ziellinie einen schattigeren Platz und wurde dann von den tollen Helfern in Empfang genommen.

Es ging mit schwerem Schritt weiter in den Nachzielbereich zu den Finisher- und den eigenen Sachen. Ich schleppte mich noch in das Verpflegungszelt und setzte mich gleich um die Ecke auf den Boden. Nachdem ich ich paar mal tief durchgeatmet hatte, schaute ich schnell nach den Ergebnissen auf meinem Handy und als ich dann sah, dass ich 5. Platz war, musste ich vor Freude und völliger Erschöpfung weinen. Ich wusste, ich hatte alles gegeben und am Ende hat es sich dann alles ausgezahlt und ich konnte mein hoch gestecktes Ziel erreichen. Ich brauchte dann noch ein wenig Zeit, um mich zu meinem Support Team zu schleppen, aber ich war überglücklich. Es hat sich herausgestellt, dass ich beispielsweise nur 15 Sekunden vor dem Athleten im Ziel war, den ich auf den letzten Radkilometern noch distanzieren konnte. Am Abend ging es zum Banque of Champions mit der Siegerehrung und ich habe meinen gewünschten Pokal bekommen.

Vielen lieben Dank an alle die von zu Hause oder vor Ort mitgewirkt haben, das war soo schön. Ich bin mit meiner Leistung in allen drei Disziplinen zufrieden. Natürlich wäre ich gerne schneller gelaufen, da ich weiß, dass ich es kann, aber dafür habe ich das Radfahren für mich zu hart gemacht. Nach einer Saison mit einem sehr traurigen Start, geht es nun endlich in die Pause und es heißt Urlaub genießen am anderen Ende der Welt.

Bis dahin: Enjoy triathlon.

Zum Abschluss der Saison der Triathlon Bundesliga ging es wie die letzten Jahre auch nach Hannover. Meine Vorbereitung lief ganz gut und da dieses Rennen gleichzeitig die Deutsche Meisterschaft der Elite war, war das Starterfeld auch sehr gut besetzt. Da das Schwimmen zuletzt in Dresden so gut klappte, wählte ich dieselbe Vorbereitung und ging vor dem Rennen noch etwas Einschwimmen. Nachdem ich mir dann noch einen Einteiler angezogen hatte und auf das Lineup wartete, bekam ich plötzlich ein paar Schmerzen im unteren Rücken. Diese habe ich leider durch schnelle Mobilisation und etwas Aushängen nicht wirklich wegbekommen. Woher das jedoch auf einmal kam, weiß ich bis heute nicht.

Quelle: Tom Gorges

Beim folgenden Landstart standen wir eher weiter links. Da der Maschsee sehr flach ist, kann man recht lange in diesen reinlaufen und so entschied ich mich direkt nach dem Start diagonal hinter dem Feld nach rechts zu laufen, um schnelle Füße zu bekommen und eine bessere Linie zur ersten Boje schwimmen zu können. Das Gefühl bis zur ersten Boje war auch ganz gut und ich kam ohne große Probleme außen herum. Ich hatte bemerkt, dass ich wieder Dritter unseres Teams war und war guter Dinge, dass das Schwimmen wieder ganz gut läuft. Nach der zweiten Wendeboje sah ich dann meine beiden Teamkollegen neben mir schwimmen. Ich weiß nicht so recht, was auf dem Rückweg bei mir los war, da es sich vom Schwimmen her gleich anfühlte, jedoch schwammen alle um mich herum plötzlich schneller und ich hatte das Gefühl nach hinten durchgereicht zu werden. Nachdem ich endlich als 64. an Land war, wollte ich den langen Weg Richtung ersten Wechsel nutzen, um wieder etwas Boden gut zu machen.

Quelle: Tom Gorges

Hier fühlten sich die Beine auch gut an und der Wechsel klappte reibungslos. Das Feld um mich herum war zu diesem Zeitpunkt sehr zerstückelt und somit waren die ersten Kilometer etwas härter, um weiter am Hinterrad zu bleiben. Es war jedoch nicht so hart wie der Beginn in Dresden und meine Beine fühlten sich auf dem Rad auch irgendwie nicht so gut an. Es bildete sich recht schnell eine kleine Gruppe und wir wurden auf der ersten Runde dann größer, weil wir ein paar kleine Gruppen vor uns einholten und welche von hinten aufschlossen. Ich entschied mich recht schnell aus teamtaktischen Gründen dafür in der Gruppe nur mitzurollen und die Kräfte fürs Laufen zu sparen. Da es auf der Radrunde auch keinen wirklichen Wendepunkt gab, war es am Ende der Gruppe auch recht entspannt. Auf dem Rad merkte ich meinen unteren Rücken dann wieder mehr. Insgesamt waren 6 Athleten in der ersten Gruppe vorne weg und dann folgten 2 große Gruppen, wobei ich mich in der zweiten davon befand. Da die Gruppe vor uns auf der letzten Runde etwas gebummelt hatte, kamen wir nochmal viel näher heran.

Quelle: Tom Gorges

Ich hatte an dem Tag irgendwie nicht die Beine mich für den zweiten Wechsel im vorderen Teil der Gruppe zu positionieren und so stieg ich eher am Ende der Gruppe vom Rad. Der Wechsel funktionierte dann reibungslos und ich wollte erstmal kontrolliert anlaufen und schauen, wie es sich anfühlt. Die Beine fühlten sich beim Laufen jedoch wirklich gut an und ich sammelte nach und nach Athleten vor mir ein. Es fühlte sich dieses Mal erstmalig wieder wie richtig schnelles Laufen in dieser Saison an und die Beine fühlten sich auch auf der zweiten Hälfte noch gut an und ich versuchte weiter Plätze gut zu machen. Nach 4 Kilometern kam jedoch recht plötzlich starkes Seitenstechen auf der rechten Seite auf und ich dachte mir, es ist ja nicht mehr weit bis ins Ziel. Es wurde jedoch auch sehr schnell wirklich stark, sodass ich zuerst das Tempo herausnehmen musste und dann sogar stehen blieb, da es vor Schmerzen nicht mehr ging. Ich versuchte dann kurz die rechte Seite aufzudehnen und schleppte mich weiter Richtung Ziel. In der Zeit wurde ich natürlich wieder von vielen Athleten überholt die ich vorher schon hinter mir gelassen hatte. Als dann kurz vor dem Ziel ein weiterer Athlet an mir vorbeirannte, versuchte ich den Schmerz kurz auszublenden und sprintete bis ins Ziel wieder an ihm vorbei, da die Beine noch gut waren.

Quelle: Tom Gorges | Matthias Stieff

Am Ende kam ich etwas enttäuscht als 56. ins Ziel. Ich kann mir nur vorstellen, dass das Seitenstechen durch die Probleme im Rücken gekommen ist. Woher diese jedoch so kurz vor dem Start kamen, weiß ich nicht. Ich freue mich jedoch, dass das Laufen bis kurz vor Ende so gut geklappt hat. Meine Teamkollegen hatten alle einen richtig guten Tag erwischt und somit holten wir uns punktgleich mit Darmstadt das erste Podium in der Triathlon Bundesliga. Was mich im Nachgang noch etwas aufgebaut hat war, dass ich mit meinem 56. Platz auch als 5. unseres Teams den Podiumsplatz mit erkämpft hatte, da der 4. Mann von Darmstadt kurz hinter mir erst ins Ziel kam und sie sonst einen Platz vor uns gewesen wären. Da hatte sich der Kampf gegen das Seitenstechen also doch gelohnt.

Quelle: Tom Gorges | Matthias Stieff

Jetzt freue ich mich erstmal auf eine ganz kurze Pause, bevor es dann in Vorbereitung auf das große Highlight zum Saisonende geht.

Bis dahin: Enjoy Triathlon.

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